Litauen vom 15. - 22. August 06

Route:

Marijampolé – Simnas – Meteliai – Seirijai – Alytus – Prienai – Kaunas – Vilkija – Raudoné – Jurkbarkas – Vilkyskiai – Sereitlaukirs – Pagegiai – Silute – Venté – Klaipéda Palanga – Plunge – Telsiai – Kursenai – nördl. von Siauliai zum Berg der Kreuze – zurück bis Plunge – Plateliai (See) im Zemaitijas Nationalpark – Salantai – Darbenai – Butingé – lettische Grenze

Litauen Steckbrief:
EU-Mitglied seit 2004
Hauptstadt Litauen Vilnius (600'000 Einwohner)
Einwohner 3.6 Mio.
Fläche 65’000km 2
Währung Litas (1 Euro = 3.5 Litas)

Litauen ist die grösste der drei baltischen Republiken und mit 65’000km 2 grösser als die Schweiz. Fast ein Drittel des Landes ist mit Wald bedeckt. Die Litauer sind mit der Natur tief verbunden und stolz darauf, das letzte heidnische Volk Europas gewesen zu sein. Zwischen hellgrünen Hügeln und dunklen Wäldern schlängeln sich kleine Flüsse und liegen unzählige Seen. Vereinzelte Gehöfte sind in der weiten Landschaft verstreut.

Unsere Eindrücke und Erfahrungen mit den Einheimischen bisher:
In Litauen sind die Leute noch eine Spur zurückhaltender als in Polen. Einerseits vermag das Verständigungsproblem (Sprache) die Leute zu hemmen mit uns in Kontakt zu treten, andererseits scheinen sie auch nicht an etwas Neuem, vielleicht Fremden interessiert zu sein. Selbst wenn wir unsere erlernten litauischen Redewendungen wie „Guten Tag“ oder „Guten Abend“ anwenden, schauen uns die Meisten mit erstauntem Gesichtsausdruck an und gehen wortlos an uns vorbei. Eines Abends will es der Zufall, dass ein junges litauisches Paar am selben Strand zelten kommt, wie wir. DIE Gelegenheit für uns, um sich vielleicht mit Einheimischen austauschen zu können und mehr über sie zu erfahren.
In Englisch fragte ich die Beiden, ob sie mich verstehen würden. „Little“ war ihre Antwort. Freundlich lud ich die Beiden zu einem Kaffee ein. Ihren Gesichtsausdrücken entnahm ich, dass sie mich nicht verstanden hatten. Sie frage mich dann, ob ich russisch spreche. Da musste ich leider passen. Schlussendlich unterhielten wir uns in Französisch. Die junge Frau erklärte mir, dass sie in der Schule zwischen englisch und französisch habe wählen können und sie habe sich für französisch entschieden. Nach einigen Wortwechseln erzählte ich ihr von unseren Erfahrungen wie schwierig es für uns sei, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Ein scheues Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie erwiderte, die Menschen hier und besonders auf dem Land seien eben von Natur aus sehr zurückhaltend, scheu und distanziert. Meine erneute Einladung zum Kaffee, diesmal in Französisch, lehnten die Beiden höflich ab. Es zeigte uns aufs Neue die scheue, zurückhaltende Art und wir verbrachten den Abend zu zweit.
Langsam sind wir mit unserem Latein, oder besser gesagt mit unserem Litauisch, am Ende! Doch einfach so klein bei geben wollen wir auch nicht. Tags darauf betreten wir auf unserer Entdeckungstour zu Fuss eine (ehemalige) Kolchose. Die Stallungen sind weiträumig eingezäunt, doch das Eingangstor steht offen. Wir dachten, dass wir durch unser ungefragtes und unbefugtes Betreten des Areals bestimmt bald angesprochen und aufgehalten würden. Die stämmige Bäuerin, welche uns entgegen kam, stapfte wortlos an uns vorbei, beachtete uns kaum und betrat den nächsten Stall. Es erstaunte und verblüffte uns, dass es sie nicht einmal interessiert, wer sich auf ihrem Grundstück aufhält und weshalb! Kaum zu glauben, aber nicht mal auf diese Weise konnten wir mit Einheimischen sprechen.

Dem Nemunas entlang
Der Fluss Nemunas bildet die südliche Grenze Litauens zu Russland. Wir fahren dem Fluss entlang gegen Westen bis an die Ostsee, ans Kurische Haff. Auf dieser Strecke begegnen wir vielen historischen Bauten (Burgen, Kirchen, Gedenkstätten usw.) aus dem 16. bis 19. Jh. Einige sind durch die vielen Kriege und Kreuzzüge völlig zerstört, andere wieder aufgebaut worden. Die Burg bei Raudone ist besonders gut erhalten. Die vergangenen Kriege haben viel Leid über diese Regionen gebracht; häufige Wechsel der Herrschaften, Unterdrückung und Ausbeutung. Überall stehen Denkmäler von irgendwelchen Kriegsführern zu sehen. Grosse Friedhöfe erinnern an die vielen Kriegsopfer. Zur Abwechslung und Aufheiterung probiert es Dänu ein erstes Mal mit angeln. Fazit: Verlust eines „Löffelis und eines Zapfens….kein Fischfang. Aller Anfang ist schwer (…wir denken an deine Worte, Bruno)!

Palanga – Sonne, Meer und faulenzen
In Palanga, dem bekanntesten litauischen Badeort verbringen wir mehrere Tage. Wir geniessen den schönen weissen Sandstrand, die Wärme und die herrlichen Kieferwälder der Küste entlang. Die klaren farbintensiven herbstlichen Stimmungen lassen uns hier verweilen. Lesen, spazieren und bummeln in der Stadt, flanieren in der autofreien Fussgängerzone mit vielen einladenden Beizli und natürlich auch ein Besuch im botanischen Garten und dem Bernsteinmuseeum darf nicht fehlen.

Berg der Kreuze bei Siauliai
Der Berg der Kreuze hat eine lange Geschichte und für das katholische Litauen war er immer ein magischer Ort des Glaubens, aber auch des Nationalbewusstseins.
Der Berg der Kreuze ist mit tausenden von Kreuzen aller Grössen und Art besetzt (geschätzt werden über 15'000). Dicht an dicht stehen sie; geschnitzt, gedrechselt und grosse Kreuze sind behängt mit kleinen Kreuzen. Ausgewanderte amerikanische Litauer haben Kreuze gebracht, Kolchosen, Fabrikkollektive. Doch es gibt nicht nur litauische Inschriften, sondern auch lettische, polnische und estnische. Auf Inschriften liest man Widmungen für in Sibirien verschollene Angehörige wie „Ihr könnt unser Herz ausreissen, aber nicht unseren Willen zur Freiheit“ oder „Für ein freies Litauen“.
Seit 1831 und 1863 begannen sich die Kreuze zu häufen; Ende des 19. Jh. wurde der Berg auch ausserhalb des Landes als Wallfahrtsort bekannt. Nach den Repressionen und Deportationen der frühen Sowjetzeit zwischen 1941 – 1952 erschienen immer mehr Kreuze für die nach Sibirien Verschleppten. 1961 beschlossen die Sowjetbehörden, den Berg der Kreuze wegen „religiösem Fanatismus“ mit Bulldozern niederzuwalzen. Die Kreuze wurden verbrannt. Doch die Menschen brachten neue Kreuze und richteten die gestürzten wieder auf; es begann ein regelrechter „Krieg“ zwischen den Behörden und der Bevölkerung. Bis 1985 dauerte dieser Kampf. Dieser Ort hat schon eine eindrückliche Wirkung.

Wieder zurück an der Küste, fahren wir nordwärts zur lettischen Grenze.